Techno Classica Reloaded
Wiedereinstieg in ein totgeglaubtes Thema
TECHNO CLASSICA
Stephan Uske
7/1/20235 min read


Todgeglaubte leben bekanntlich länger. So scheint es auch bei der Techno Classica zu sein. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie hatten es uns leicht gemacht, auf eine Fortführung unseres Engagements zur Techno Classica Essen zu verzichten.
Vor allem, da es sich in den vergangenen Jahren immer stärker zeigte, dass sich große Hoffnungen mit der Messe und unserem Stand dort verbanden. Allerdings immer öfter vpn Mitgliedern, die selbst nichts dazu beitragen konnten oder wollten.
Die Techno Classica und ihre Vorbereitung waren immer ein echter Kraftakt. Schließlich musste alles vorgedacht und organisiert werden und letztlich auf den Termin passend vor Ort sein. Exponate, Materialien und Personal.
Vor allem Letzteres wurde von Jahr zu Jahr immer schwieriger. Dazu kommt, dass ich mich meinen persönlich gegebenen Zusagen auch stets persönlich verpflichtet fühle. Mein Ja oder Nein auch immer versuchte umzusetzen. Eine Zusage an die SIHA Ausstellung und Promotion GmbH, als Veranstalter, als einen beiderseitig verpflichtenden Vertrag ansehe und mir nicht bis zur letzten Sekunde alle Freiheiten und Optionen für mich selbst vorbehalte. Ein Versprechen ist genau das: Ein Versprechen!
Das hat mich in den vergangenen Jahren in immer stärkere Probleme geführt. Für viele Andere sieht das nämlich ganz anders aus.
Traurige Realität ist auch, dass bei nur wenigen verbleibenden Aktiven schon die Absage eines Einzelnen das ganze Unternehmen in ernsthafte Schwierigkeiten führt.
Nach der Verschiebung und letztlichen Absage der Techno Classica 2021 kam daher unser Beschluss zur Jahreshauptversammlung im gleichen Jahr einer Erlösung für mich gleich.
So ganz ohne TC war mit dem EDWFC gar nichts mehr los. Seit Jahren schrumpft die Basis. Neue Mitglieder kommen eigentlich nicht mehr hinzu. Alte Mitglieder melden sich nicht mehr oder versterben gar.
Auch das gehört zur Betrachtung unserer Situation in 2023 dazu. Bei den Rheinländern sieht es eher noch schlechter aus.
Jahrestreffen verdienen eigentlich nicht mehr diesen Namen.
Die Anzahl der Mitglieder ist mehr als nur überschaubar.
Ehemals Aktive haben neue Hobbies oder sind in ihren Alltag so fest eingebunden, dass keine Zeit mehr für das alte Hobby spürbar ist. Finanzielle Probleme im Nachgang der Pandemie und des Krieges, sowie einer beispiellosen Raffgier großer Konzerne und die Verantwortungslosigkeit eigentlich verantwortlicher Politiker läßt auch immer mehr die finanziellen Spielräume für das Hobby schrumpfen.
Dazu kommt die generelle Abwertung des Automobils als Prestigeobjekts oder auch als Objekt der Identifikation.
Umso mehr bei Marken, die schon lange nicht mehr am Markt vorhanden sind.
Allerdings (siehe auch unser letztes Heft), fehlte mir etwas. Der EDWFC und auch die Rheinländer bieten ihren Mitgliedern, abgesehen von dieser Publikation, die vielleicht auch nicht Jeder liest, nichts weiter. Die Mitglieder verstreut oder gar verstritten.
Eine starke Bindung zur Jogginghose und der heimischen Couch und das Gefühl, bereits alles Erlebenswerte erlebt zu haben, machen jeder weiteren Aktivität, schon vor einer Planung, den Garaus.
Klingt alles sehr negativ? Ist es auch!
Gut, dass es jede Menge gute Erinnerungen an bessere Zeiten gibt. Gut, dass sich Mancher diese Erinnerungen nicht verbietet und gute Erlebnisse wieder aufleben lassen will.
Gut, dass wir auf der Jahreshauptversammlung 2022 in Chemnitz wieder über die TCE und eine Teilnahme gesprochen haben.
Ja, wir haben uns angemeldet. Wollten einen kleineren Stand. Nur ein Auto und eine Sitzgelegenheit. Nur ein wenig die Fahne der Ostfahrzeuge hochrecken und die längst verloren geglaubte Atmosphäre einer Klassenfahrt wieder aufleben lassen.
Für uns. Für niemanden sonst.
Deshalb habe ich uns wieder zur TC angemeldet.
Die Idee vom kleinen Stand hatte sich schon vor der TC gründlich zerschlagen. Leider auch unsere Hoffnung in unmittelbarer Nachbarschaft des Melkus-Registers und der Tatra-Freunde Aufnahme zu finden.
Immerhin hatten wir einen interessanten Stand mit über 100 m² Ausstellungsfläche.
Der Weg dorthin war mehr als nur steinig und bis kurz vor Eröffnung der TC stand immer wieder alles auf der Kippe.
Olav Siegert wollte seinen Wartburg 353 mit passendem Campinganhänger mitbringen.
Leider hatte der 353er einen Standschaden an der Bremse und Olav fehlte Zeit und Gelegenheit, das Problem zu lösen.
Autos aus der unmittelbaren Umgebung Essens waren (fast) nicht zu bekommen. Unnützer Streit dagegen schon.
Die Gute Nachricht kam im März: Tanjas MZ TS 150 war über den TÜV und anmeldefertig. Alle Schrauben waren nachgezogen, begangene Fehler korrigiert und wir konnten das Moppedchen in der Woche vor Ostern abholen.
Zudem meldete sich die Werkstatt, in der unser Wartburg 311 „Oma“ seit Herbst auf Reparatur hoffte. Das Auto sei fertig und könne abgeholt werden.
Also Hänger ans Auto und nach Chemnitz, die MZ einsammeln.
Auf dem Rückweg noch ein Zwischenstopp im Museum, dass uns dankenswerter Weise mit großformatigen Bildern zur Rückwandgestaltung des Standes versorgte.
Von da aus zur Werkstatt. Nach zwei Stunden Wartezeit war unser Wartburg endlich fertig und zum Entsetzen des Inhabers planten wir die Oma auf eigenen Achsen nach Hause zu transportieren.
Auf gings in Richtung Heimat.
Nur 35 km hinter Eisenach ging unsere Oma jedoch aus. Auf einer Strecke ohne richtigen Standstreifen und ganz ohne Leitplanke ließ sie sich auch nicht mehr zur Weiterfahrt überreden.
Der Traum von einem 311er auf dem Stand war geplatzt.
Vielen Dank an Michael Bluhm, der, gemeinsam mit Judith und Oliver, alternative Standge-staltungen in den Ring warf.
Letztlich konnten wir aber bei einem Stand für Ostfahrzeuge bleiben. Matthias Rölecke machte seinen Wartburg 312 fit und brachte ihn nach Essen. Olav Siegert konnte ein Zugfahrzeug für den Campinganhänger organisieren und Holger Otto, vom Melkus Register, spendierte uns seinen weitgereisten Wartburg 353.
Zu den beiden wunderschönen blauen Wartburg dekorierten wir noch zwei rote MZ und füllten die restlichen Quadratmeter mit der Kombüse, die mittlerweile bei Michael gelandet war.
Der Stand war voll und dank der ausgewogenen Farbkombi sah er aus, als wäre er von langer Hand geradeso geplant gewesen.
Die weißen Messerückwände konnte wir mit Hilfe der Eisenacher Bilder auch noch dekorieren und erreichten damit ein rundum gelungenes Bild.
Kein Besucher auf der Techno Classica ahnte auch nur im Entferntesten, wie stark die Anspannung im Vorfeld war und wie sehr dieser attraktive Stand auf der Kippe gestanden hatte.
Sandra Lehmann und Dirk Flach erhielten Urlaub von ihren Kindern und unterstützten Olav und mich ab Donnerstag auf dem Stand.
Eine tolle Überraschung bereitete uns Martin Völz, der kurzentschlossen Urlaub bei seinem Chef beantragte und ebenfalls nach Essen kam. Zu Martins Chef muss gesagt werden, dass der auch ein Autofahrerleben lang Wartburg-Enthusiast und jahrelanger Erster Vorsitzender des EDWFC ist.
Am Freitag wurde das Standteam noch durch Tanja und Oliver Uske komplettiert.
Holger teilte seinen Standdienst in verschiedene Schichten, die er wechselseitig mal beim Melkus RS 1000-Register und beim EDWFC verbrachte.
Am Samstag verstärkte Matthias die Standtruppe und konnte den Besuchern selbst von seinem Wartburg erzählen.
Schön, dass auch Sonja und Frank Bahr nebst Sophia und Jonas nach Essen kamen.
Auch Markus Risch mit Verstärkung aus der Familie besuchte uns und die Techno Classica.
Am Ende war es wieder, wie erhofft: Ein echtes Event für den aktiven Teil des EDWFC und der Rheinländer, sowie ein bisschen Klassenfahrt für die Teilnehmer vor Ort.
Danke an alle Helfer, Mutmacher, Nicht-Aufgeber, Spontan-Mitmacher und ideelle Unterstützer.
Die Techno Classica 2023 war wieder ein tolles Erlebnis.
Danke auch für die Anerkennung, die uns unsere Freunde vom Verein Automobilbaumuseum Eisenach (AME) und der Stiftung Automobile Welt Eisenach gespendet haben.
Über Euren Besuch freuen wir uns immer besonders.
Damit sei mir an dieser Stelle auch ein kleiner Ausblick auf 2024 gestattet: In Eisenach besteht nicht wenig Lust, ebenfalls offiziell auf der TC präsent zu sein.
Wir freuen uns sehr auf eine Kooperation, die ganz sicher ein Gewinn für alle Seiten wird. Ein Gewinn an Spaß und Freude auf unserer Seite, die wir das als Hobby machen. Und bestimmt auch ein Gewinn für das Museum in Eisenach, dass so ein tolles Ausflugsziel ist und auf jeden Fall eine größtmögliche Bekanntheit verdient hat.
Ja, wir wollen es auch 2024 noch einmal probieren. Drückt uns die Daumen. Oder besser noch: Macht einfach mit!
/ Stephan Uske
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Impressionen von unserem Stand


















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